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Flexible Mobilität: Drei Gründe, warum Mobilitätsanbieter anpassungsfähiger werden müssen 

Veröffentlicht am 13. April 2024

  • Business Software Entwicklung
  • IT-Strategie & CTO-Beratung
  • Nachhaltigkeit
  • Reisen, Transport & Logistik

Die Mobilitätswende verändert die Mobilität, wie wir sie heute kennen, grundlegend. Dennoch bleibt eines gleich: Die Menschen sind weiterhin mobil – in Zeiten von New Work vielleicht aus anderen Gründen, aber Mobilität bleibt wichtig. Das stellt die Mobilitätsindustrie vor große Herausforderungen: Mobilität muss nachhaltig und flexibel sein, gleichzeitig bezahlbar, individuell und dennoch für die Anbieter wirtschaftlich tragbar. Um diese Herausforderung zu meistern, muss der Mobilitätssektor anpassungsfähiger werden. Drei Gründe stechen besonders hervor, warum es wichtig ist, die Anpassungsfähigkeit der Mobilitätsakteure jetzt anzugehen: 

Bestehendes Wissen verliert an Gültigkeit

Die Welt verändert sich, Umwelt und Märkte werden volatiler. Das hat Auswirkungen auf einige grundsätzliche Annahmen, die wir bisher als gegeben vorausgesetzt haben. Zum Beispiel On Time Delivery in der Produktion und die kurzfristige Verfügbarkeit vieler Güter des Alltags, aber auch die kontinuierlich steigende Nachfrage nach Mobilität. Aktuelle Krisen stellen diese Gewissheiten in Frage. Lieferengpässe, zum Beispiel von Elektrochips und anderen relevanten Bauteilen, haben die Herstellung von Fahrzeugen, so beispielsweise auch von Bussen, deutlich verzögert. Das bringt schnell die Planungen eines Verkehrsunternehmens durcheinander. 

Politische und gesellschaftliche Unwägbarkeiten erfordern Schnelligkeit  

Aktuelle Entwicklungen und Krisen machen deutlich: Rahmenbedingungen können sich plötzlich verändern. Mit der kurzfristigen Einführung des 9-Euro-Tickets im Sommer 2022 hat sich von einem Tag auf den anderen die grundsätzliche Anforderung an die Mobilitätswelt verändert. Ein Ticket für den Regionalverkehr – deutschlandweit über alle Verkehrsunternehmen sowie -verbünde und vor allem Tarifgebiete hinweg. 

Damit reagierte die Politik auf steigende Kosten für Bürger:innen. Und auch das Deutschlandticket schlägt in diese Kerbe. Denn nur weil der Nah- und Regionalverkehr schon immer aus einer komplexen Tariflandschaft bestand, muss das nicht so bleiben. Das heißt aber auch: Umsetzungs- und Innovationszyklen werden schneller. Bei allem Erfolg auf der Nachfrageseite machte das Ticket aber auch deutlich, dass die Unternehmen auf eine so kurzfristige und derart gravierende Veränderung weder technisch noch organisatorisch oder infrastrukturell vorbereitet waren. Das Resultat waren große Herausforderungen bei der technischen und organisatorischen Umsetzung, aber auch auf der Angebots- und Infrastrukturseite, wie einzelne Überlastungshotspots mehr als deutlich zeigten. Dennoch haben die Verkehrsunternehmen die Herausforderung insbesondere auf der organisatorisch-technischen Seite gut gemeistert. Pünktlich zum Start war das Ticket nahezu einwandfrei auf den relevanten Kanälen verfügbar. Aber zu welchem Preis? Mobilität muss flexibler werden, durch anpassungsfähige Personal- und Fahrzeugkapazitäten, aber auch durch eine belastbare Infrastruktur und: Diese Flexibilität darf Organisationen nicht an ihre Grenzen bringen

“Rund 52 Millionen Menschen sind von Juni bis August 2022 mit dem 9-Euro-Ticket gereist.“   

Die Nachfrage ist im Wandel – das Angebot muss das auch sein 

Die Nachfrage verändert sich aktuell schneller als das Angebot. Reisende fordern mehr Individualität und Flexibilität und das eigene Auto darf im Sinne der Mobilitätswende nicht die einzige Antwort darauf sein. Gleichzeitig gibt es immer wieder saisonale oder situative Schwankungen, auf die Mobilitätsanbieter reagieren müssen. Das gilt nicht nur für das liniengebundene Angebot des öffentlichen Verkehrs, sondern auch für Sharing oder On-Demand–Mobilität. All diese Angebote sollten über digitale Kanäle, zum Beispiel Apps, buchbar sein. Ein erster wichtiger Schritt hin zu flexibler Mobilität. Um Kapazitäten je nach Situation erhöhen zu können beispielsweise durch den gezielten und temporären Einsatz zusätzlicher Shuttles, wenn große Nachfrage im ÖPNV erwartet wird – müssen diese Angebote intelligent miteinander verknüpft werden. Das wiederum setzt eine möglichst genaue Prognose der zu erwartenden Nachfrage voraus, um mit entsprechenden Kapazitäten reagieren zu können. 

Drei Stellschrauben für mehr Anpassungsfähigkeit in der Mobilitätsbranche   

Flexible Mobilität: Warum Anpassungsfähigkeit für Mobilitätsanbieter so wichtig ist.  Keine Frage: Die Herausforderungen für die Branche sind gewaltig. Doch es gibt drei Stellschrauben, an denen Mobilitätsakteure drehen können, um flexibler und anpassungsfähiger zu werden: 

ÖPNV ist heute größtenteils ein linien- und fahrplangebundenes Angebot. Der Vorteil: Viele Menschen können gleichzeitig und raumsparend transportiert werden. Der Nachteil: Kapazitäten, Zeiten und Strecken sind fix. Auf vielen Strecken ist das sinnvoll, nämlich dann, wenn die Nachfrage kontinuierlich und erwartbar ist. Auf temporäre Peaks kann aber heute nur schwer reagiert werden, weil Infrastruktur und oft auch die Verfügbarkeit von Fahrer:innen und Fahrzeugen am oberen Limit sind. Um hier mehr Flexibilität zu erreichen und die vorhandenen Kapazitäten – sowohl bei der Infrastruktur als auch personell – bei Bedarf und je nach Nachfrage zu verändern, braucht es ein Ökosystem. Wenn der ÖPNV sich beispielsweise mit Busunternehmen oder On-Demand-Shuttle-Anbietern vernetzt, kann er relativ schnell auf eine dynamische Nachfrage reagieren und sein Angebot entsprechend anpassen – auch im Störungsfall. 

Warum und wie Unternehmen in flexible Mobilität investieren müssen

Mobilität wie wir sie kennen, verändert sich grundlegend. Diese tiefgreifenden Veränderungen bringen für Mobilitätsanbieter enorme Herausforderungen mit sich. Um sie zu meistern, ist ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und Flexibilität erforderlich. Die Veränderungen, auf die die Branche reagieren muss, reichen von Unsicherheiten in den globalen Lieferketten mit den damit verbundenen Lieferengpässen über kurzfristige politische Entscheidungen bis hin zur sich immer schneller ändernden Nachfrage auf Seiten der Nutzer, die zunehmend flexible und individuell zugeschnittene Angebote fordern. 

Um diese Herausforderungen erfolgreich meistern und schnell auf eine dynamische Nachfrage reagieren zu können, sollten Mobilitätsanbieter in drei Bereichen ansetzen: 

  1. Umstellung auf ein flexibles Angebot im Verbund zum Beispiel mit Busunternehmen oder On-Demand-Shuttle-Anbietern. 
  2. Entwicklung einer datengetriebenen Organisation sowie einer flexiblen IT-Infrastruktur. 
  3. Umstellung der internen Organisation von linear-hierarchisch auf prozessorientierte Strukturen. 

Verfasst von:

  • Dr. Isabella Geis

    Associate Partner – Deutschland, Frankfurt am Main

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  • Sonja Mordmüller

    Senior Manager

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