Mehr Effizienz durch KI: Wie sich Banken mit Künstlicher Intelligenz Wettbewerbsvorteile sichern
Veröffentlicht am 16. Januar 2023
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Der Bankensektor befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel: Die fortschreitende Digitalisierung, der Eintritt neuer Marktteilnehmer sowie grundlegende Veränderungen im Kundenverhalten prägen den Wandel der Branche. In diesem dynamischen Umfeld erweist sich Künstliche Intelligenz (KI) als Schlüsseltechnologie, mit der Banken diesen Herausforderungen proaktiv und gewinnbringend begegnen können. Drei zentrale Vorteile von KI sind dabei von besonderer strategischer Bedeutung.
Künstliche Intelligenz im Bankensektor: Erfolgsfaktor im Wettbewerb
Die Finanzbranche befindet sich im Umbruch: Die fortschreitende Digitalisierung verändert die Nutzungsgewohnheiten und Bedürfnisse der Kunden grundlegend. In diesem sich wandelnden Umfeld etablieren sich zunehmend neue Wettbewerber am Markt, die ihren Kunden vollständig digitale und innovative Lösungen anbieten. Zusätzlich verschärfen die stetig wachsenden regulatorischen Anforderungen die Situation für etablierte Finanzinstitute.
Um den Anschluss nicht zu verlieren, müssen die Banken jetzt handeln: Sie stehen vor der Aufgabe, sich weiterzuentwickeln und digitale Geschäftsmodelle und Prozesse zu etablieren. Um diese vielfältigen Herausforderungen zu meistern, wird der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Banking zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor.
Denn KI ermöglicht nicht nur die Automatisierung hochkomplexer Aufgaben und Prozesse, sondern kann auch einen erheblichen Beitrag zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung leisten – seit Jahren ein strategisches Ziel der Banken. Es ist also höchste Zeit, dass sich die Entscheider:innen in den Finanzhäusern mit den Vorteilen von KI auseinandersetzen und die innovative Technologie für sich nutzen.
Künstliche Intelligenz in Banken: Der Status quo
Die aktuelle Situation – etwa in Deutschland – zeigt weiterhin Handlungsbedarf: Laut der Studie „KI Einsatz in Unternehmen“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) setzen bislang nur 34 Prozent der Banken KI-Anwendungen gezielt ein. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass noch immer zwei Drittel der Finanzinstitute das Potenzial dieser Schlüsseltechnologie nicht aktiv nutzen. Finanzinstitute haben beim Einsatz Künstlicher Intelligenz also noch erheblichen Nachholbedarf.
Die Ausgangslage für Banken ist dagegen vielversprechend, da der Finanzsektor im Branchenvergleich über besonders große Datenbestände verfügt. Allerdings stehen dem Einsatz von KI noch verschiedene Herausforderungen entgegen: strenge Datenschutzanforderungen, unzureichende technische Infrastrukturen, begrenzte Budgets sowie ein Mangel an Fachkräften mit KI-spezifischen Kompetenzen. Dennoch bietet Künstliche Intelligenz Finanzinstituten ein breites Spektrum an vielversprechenden Einsatzmöglichkeiten.
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2/3 der Banken nutzen das Potenzial von KI nicht aus.
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Anwendungsfälle von KI in Banken
- Analyse und Bewertung großer Datenbestände
- Automatisierung von Geschäftsprozessen und Aufgaben
- Kundenverhalten verstehen
- Einsatz von Chatbots
- Lösungen zur Betrugsprävention
- Automatisierung von Bilanzanalysen, Kreditentscheidungen und Kundenbonitätsprüfungen
- Personalisierung von Marketing und Kundenansprache
- Erkennung von Trends und Entwicklungen im Finanzsektor
Künstliche Intelligenz im Banking: 3 zentrale Vorteile
Im Zentrum eines KI-Systems steht ein Modell, das spezifische Fragestellungen beantwortet, präzise Vorhersagen ermöglicht und fundierte, datenbasierte Entscheidungsgrundlagen liefert. Für Entscheidungsträger und Mitarbeitende in Banken ergeben sich daraus drei wesentliche Vorteile:
1. Optimierte Entscheidungsfindung durch Machine Learning im Bankensektor
Machine Learning (ML), ein zentraler Teilbereich der Künstlichen Intelligenz, eröffnet Banken besonders vielversprechende Einsatzmöglichkeiten. Die Technologie identifiziert Muster und Gesetzmäßigkeiten in umfangreichen Datensätzen und generiert daraus künstliches Wissen. Diese erkannten Muster lassen sich anschließend verallgemeinern und auf neue Datensätze übertragen, um wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen und Lösungsansätze zu entwickeln.
Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Einsatz von ML-Systemen ist eine ausreichende Datenbasis für das Training der Algorithmen. Auf dieser Grundlage können die Systeme Zusammenhänge erkennen, präzise Vorhersagen treffen, Daten systematisch aufbereiten sowie fundierte Empfehlungen und Entscheidungsvorschläge generieren.
Ein konkretes Anwendungsbeispiel ist die KI-gestützte Bewertung der Kreditwürdigkeit. Diese Technologie unterstützt Bankberaterinnen und Bankberater bei der Entscheidung über Kreditvergaben und der Festlegung von Zinssätzen. Durch den ML-Einsatz können sie nicht nur schnellere, sondern auch objektivere Entscheidungen treffen und eine faire Behandlung aller Kunden sicherstellen.
Ein Beispiel:
Das ML-Modell kann in seiner Risikoanalyse spezifische Verhaltensmuster berücksichtigen. So weist etwa die regelmäßige Teilnahme an Sportwetten auf ein erhöhtes Kreditausfallrisiko hin – selbst wenn alle anderen Bonitätskriterien identisch sind. Der Algorithmus lernt, solche nuancierten Unterschiede zu erkennen und ordnet Kundenprofile entsprechend differenziert in verschiedene Risikogruppen ein. Diese detaillierte Risikoeinschätzung liefert Bankberaterinnen und Bankberatern eine wichtige Entscheidungsgrundlage.
KI-Technologie optimiert auch das Risikomanagement und die Betrugserkennung. Insbesondere im Bereich der Betrugserkennung gibt es bereits etablierte Anwendungsfälle: KI-gestützte Systeme identifizieren Verhaltensmuster und ermöglichen eine automatisierte und frühzeitige Erkennung von Verdachtsfällen, z.B. bei Kreditkartenbetrug.
2. Effizienzsteigerung durch KI-Integration
Über die Entscheidungsoptimierung hinaus bietet KI vielfältige Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung im Bankbetrieb. Im Bereich der klassischen Büroarbeit unterstützt die Technologie beispielsweise durch automatisierte Handschriftenerkennung, Digitalisierung von Dokumenten und Validierung von Rechtsdokumenten. Dies spart nicht nur Zeit, sondern minimiert auch potenzielle Fehlerquellen.
Auch beim Management der IT-Infrastruktur ergeben sich erhebliche Optimierungspotenziale. Ein Beispiel ist die vorausschauende Wartung von Geldautomaten: KI-Algorithmen können potenzielle Störungen frühzeitig erkennen und Ausfälle präventiv verhindern. Das senkt nicht nur die Betriebskosten, sondern stärkt auch die Kundenwahrnehmung der Bank.
Darüber hinaus erschließt Künstliche Intelligenz weitreichende Automatisierungspotenziale, insbesondere bei der Analyse und Optimierung komplexer Geschäftsprozesse.
3. Verbesserte Kundenkenntnis und Kundenzentrierung
KI-Systeme ermöglichen Finanzinstituten ein tiefgreifenderes Verständnis ihrer Kunden und deren spezifischer Bedürfnisse. Diese Erkenntnisse gewinnen besonders vor dem Hintergrund der digitalen Transformation und der damit einhergehenden Veränderung des Nutzungsverhaltens an Bedeutung. Auf dieser Basis können Banken zielgerichtete Angebote sowohl für Privat- als auch für Firmenkunden entwickeln.
Ein weiterer Vorteil liegt in der Möglichkeit, die Kundenkommunikation individueller und effizienter zu gestalten. So unterstützen bereits heute KI-basierte Chatbots den Kundenservice. Durch die systematische Analyse häufiger Kundenanfragen können diese direkt auf der Webseite beantwortet werden. Dies entlastet nicht nur den Kundenservice, sondern ermöglicht auch eine schnellere Bearbeitung von Kundenanliegen – ein wesentlicher Faktor für die Optimierung der Customer Experience.
KI-Implementierung in Banken: Voraussetzungen und strategisches Vorgehen
Die aufgezeigten Anwendungsbeispiele verdeutlichen das erhebliche Potenzial Künstlicher Intelligenz für Banken: Sie ermöglicht nicht nur eine klare Differenzierung im Wettbewerb, sondern auch eine signifikante Verbesserung der Customer Experience. Dabei ersetzt KI nicht die menschlichen Mitarbeitenden, sondern unterstützt sie durch zusätzliche Informationen und fundierte Entscheidungsgrundlagen in ihrer täglichen Arbeit.
Für eine erfolgreiche Integration von KI-Systemen in die Geschäftsprozesse müssen Banken drei zentrale Voraussetzungen erfüllen:
- Eine robuste organisatorische und technische Infrastruktur
- Eine qualitativ hochwertige und umfassende Datenbasis
- Ausgeprägte Kompetenzen in den Bereichen Data Science und KI
Darüber hinaus ist die Definition einer klaren KI-Strategie essenziell. Diese muss präzise Zielsetzungen sowie die konkreten Einsatzfelder der KI-Technologie im spezifischen Bankkontext aufzeigen und den angestrebten Business Impact quantifizieren. Nur auf dieser strategischen Grundlage können die optimalen Algorithmen für das KI-System identifiziert werden. Denn neben der Datenqualität und technischen Infrastruktur ist die passgenaue Algorithmus-Auswahl entscheidend für die Generierung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile im Vergleich zu anderen Finanzinstituten.
Der Aufbau umfassender KI-Kompetenzen als strategische Priorität
Der Finanzsektor verfügt durch seine umfangreichen Datenbestände über ideale Voraussetzungen, um mittels Künstlicher Intelligenz wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen und effiziente Prozessautomatisierungen zu realisieren. Die erfolgreiche Nutzung dieses Potenzials erfordert jedoch ein fundiertes Verständnis der relevanten Datenstrukturen, Algorithmen, Anwendungsfälle und Fachbereiche. Finanzinstitute sollten daher prioritär in den systematischen Aufbau von KI-Expertise investieren und die erforderlichen digitalen Prozesse etablieren.
Denn die Bedeutung von KI ist unverkennbar: Sie greift an zahlreichen Punkten der bankspezifischen Wertschöpfungskette ein und steigert die operative Agilität. Als Schlüsseltechnologie wird sie künftig unverzichtbar sein, um die Herausforderungen der digitalen Transformation zu bewältigen und ein innovativeres sowie effizienteres Banking zu ermöglichen.
Verfasst von
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André Hartung
Associate Partner – Deutschland, Hamburg
Wavestone
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