Der französische Cybersecurity-Start-up-Markt 2025
Veröffentlicht am 11. Juni 2025
- Cyber Security

Mit 179 Start-ups und 46 Scale-ups wächst das französische Cybersecurity-Ökosystem weiter
Trotz eines global herausfordernden Jahres 2024 mit rückläufigen Investitionen bleibt das Innovationsumfeld in Frankreich dynamisch. Start-ups, die sich auf Schlüsselbereiche wie Künstliche Intelligenz (KI), digitale Vertrauenswürdigkeit und regulatorische Compliance konzentrieren und über ein starkes internationales Expansionspotenzial verfügen, prägen zunehmend die Dynamik des Marktes.
Bereits zum siebten Mal in Folge veröffentlichen Wavestone und Bpifrance den „French Cybersecurity Innovation Radar“. Die vollständigen Studienergebnisse wurden am 11. Juni auf der VivaTech-Konferenz vorgestellt. Der Beobachtungszeitraum erstreckt sich vom 1. Juni 2024 bis zum 31. Mai 2025.

Zentrale Erkenntnisse des Radars
- Das Innovationsökosystem wächst weiter, wenn auch mit gebremster Dynamik.
- Es gibt 179 gelistete Start-ups, darunter 43 neue Marktteilnehmer (2024: 168 Start-ups, davon 50 Neueinsteiger).
- In Frankreich gibt es 46 Cybersecurity-Scale-ups, was einem Anstieg um vier im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
- Es wurden 289 Millionen Euro eingesammelt, was einem Plus von 60 Millionen Euro entspricht. Allerdings gab es weniger Finanzierungsrunden (19 statt 29 im Vorjahr).
- Es gab eine zunehmende Konsolidierung auf europäischer Ebene mit acht Übernahmen im laufenden Jahr (gegenüber nur einer im Zeitraum 2023/2024).
- KI treibt den Markt weiterhin an: 53 % der Start-ups haben KI-Technologien in ihr Angebot integriert – sei es nur oberflächlich oder als Kernbestandteil. Besonders hervorzuheben sind 15 Start-ups, die hochmoderne Lösungen zur Absicherung von Geschäftsanwendungen und KI-Modellen anbieten.
Erfolgsfaktoren für das Wachstum von Start-ups und Scale-ups: Innovation, Internationalisierung und Zertifizierungen
Frankreich verzeichnet 43 neue Start-ups im diesjährigen Radar. Das Innovationsökosystem gewinnt weiter an Substanz, wie ein Anstieg auf 48 % bei Unternehmen mit neuen Sicherheitslösungen oder Use Cases zeigt (2024: 40 %). Dieser Trend ist vor allem auf den Rückzug weniger innovativer Anbieter aus einem wettbewerbsintensiveren Markt zurückzuführen (11 Schließungen im Jahr 2024, 10 im Vorjahr und 5 in den Jahren 2022/23). Bei Neueinsteigern ist die Risikobereitschaft leicht rückläufig (–2 %).
Île-de-France bleibt ein Hotspot der Cybersicherheit, während sich Regionen wie die Bretagne und Hauts-de-France als aufstrebende Hubs etablieren. Dies ist ein Hinweis auf die zunehmende geografische Diversifizierung.
Die internationale Expansion bleibt ein zweiter wichtiger Wachstumstreiber, wenn auch leicht rückläufig: 61 % der Unternehmen exportieren über Frankreich hinaus (Vorjahr: 63 %). Bei Scale-ups liegt dieser Anteil bei 93 %. Einige Start-ups (11 Unternehmen) verfolgen unkonventionelle Wege und umgehen den US-Markt zugunsten einer Expansion in Asien und Europa.

Ein drittes Standbein erfolgreicher Skalierung ist die Stärkung von Glaubwürdigkeit und Widerstandsfähigkeit. 49 % der Scale-ups besitzen mindestens eine Cybersecurity-Zertifizierung (zum Beispiel ISO 27001, SOC 2 Typ 1 oder 2, CPSN oder France Cybersecurity), bei Start-ups liegt dieser Anteil bei nur 15 %. Innovative Unternehmen haben zudem über 31 Patente angemeldet.
Insgesamt beschäftigen Start-ups und Scale-ups fast 6.000 Menschen. Während Scale-ups als Jobmotoren fungieren, bleiben Start-ups beim Personal eher zurückhaltend. Nur 7 % beschäftigen mehr als 20 Personen, was einem Rückgang von 12 % gegenüber dem Vorjahr entspricht und auf eine Tendenz hin zu kleineren Teams hindeutet.
Finanzierung: Mehr Kapital – aber ein anspruchsvollerer Markt
Die Gesamtfinanzierung stieg zwischen Juni 2024 und Mai 2025 auf 289 Millionen Euro – ein Plus von 60 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Größere Finanzierungsrunden nehmen zu: Zehn Deals übersteigen die 10-Millionen-Euro-Marke (nach acht im Vorjahr), darunter sechs Runden zwischen 25 und 72 Millionen Euro.
Trotz dieses Wachstums deuten mehrere Indikatoren auf eine Marktverengung hin. So sank die Anzahl der Finanzierungsrunden auf 19 gegenüber 29 im Vorjahr. Zudem wurden nur neun Runden mit weniger als zehn Millionen Euro abgeschlossen, die insgesamt 17 Millionen Euro einbrachten – ein Rückgang gegenüber 21 Runden mit 56 Millionen Euro im Jahr 2024.
Einige spezialisierte Investoren engagieren sich mit klaren Strategien langfristig im Bereich Cybersecurity. Frankreich ist bei großen Finanzierungsrunden über 30 Millionen Euro jedoch weitgehend unterrepräsentiert, wodurch sich die Wachstumschancen des Ökosystems verringern. Die Zahl der Übernahmen steigt dagegen deutlich: acht im aktuellen Zeitraum, davon fünf durch französische Gruppen, gegenüber jeweils einer in den Vorjahren.

KI auf dem Vormarsch und neue Chancen durch Regulierung
Nach der erfolgreichen Neuausrichtung auf die KI-Einführung im letzten Jahr vertiefen französische Start-ups und Scale-ups ihren Fokus in diesem Bereich weiter:
- 15 Unternehmen konzentrieren sich auf KI-Sicherheit (2024: 11), darunter Schutz von Modellen, Trainingsprozessen, Datenanonymisierung und Deepfake-Erkennung.
- 30 % der Unternehmen (2024: 22 %) transformieren ihre Produkte durch KI – z. B. für automatisierte Bedrohungserkennung, Datenklassifikation oder Betrugsprävention.
- Weitere 23 % nutzen KI zur Verbesserung der User Experience – etwa über Chatbots oder automatisierte Dokumentation.
Die Umsetzung neuer europäischer Verordnungen und Richtlinien wie NIS2, DORA und CRA wird eine Anpassung in vielen Bereichen der Cybersicherheit erforderlich machen und stellt eine bedeutende Wachstumschance dar. Einige Start-ups entwickeln bereits Lösungen, die diese spezifischen neuen Anforderungen adressieren, darunter:
- Umfassendes Verständnis und Kontrolle von Unternehmensökosystemen (Kartierung und Inventarisierung von IT-Systemen, Management von Drittanbieter-Risiken)
- Standards für die Sicherheit eingebetteter und vernetzter Produkte (Überwachung und Aufrechterhaltung der Produktsicherheit)
- Cyber-Resilienz und Kontinuität kritischer Organisationsaktivitäten
Innovationen im Bereich der Verschlüsselung treiben weiterhin dynamische Entwicklungen voran – von sicheren Cloud-Anwendungen bis hin zu einer verbesserten Betrugserkennung. Der verpflichtende Umstieg auf Post-Quantum-Verschlüsselung wird zudem einen neuen, erheblichen Markt schaffen.
Ein Novum ist der Start eines vollständig integrierten „Start-up-Studios“ in Frankreich. Dieses bringt erfahrene Unternehmer mit den Innovationsbedarfen der Cybersecurity-Community zusammen. Dieser Ansatz kann dabei helfen, die langjährige Herausforderung zu meistern, innovative Ideen mit Teams zu verknüpfen, die sie erfolgreich entwickeln und vermarkten können.
Unser Einsatz für Innovationen, angetrieben durch die Deeptech-Initiative, zeigt sich 2025 deutlich im strategisch wichtigen Cybersecurity-Sektor. Dieses Ökosystem wächst und betritt eine neue Phase, die durch die Skalierung von Angeboten, den wachsenden Einfluss spezialisierter Investoren und letztlich durch transformative Konsolidierungen gekennzeichnet ist. Die Entwicklung künstlicher Intelligenz verändert die Landschaft bereits stark: 53 % der Akteure integrieren diese Technologien inzwischen in ihre Produkte und Dienstleistungen. Dieser Trend wird sich fortsetzen und erfordert von uns, international an der Spitze zu bleiben, technologische Durchbrüche zu antizipieren und Sicherheit von Anfang an in Anwendungsfälle zu integrieren. In diesem Kontext ist die Internationalisierung von Lösungen unerlässlich, und es bleibt entscheidend, Projektleiter zu unterstützen, um die Vitalität und Unabhängigkeit unseres Ökosystems zu bewahren.
Das französische Start-up-Ökosystem bleibt lebendig und bringt weiterhin viele innovative neue Unternehmen hervor. Erwähnenswert ist, dass mehr als die Hälfte dieser neuen Unternehmen wirklich neuartige Innovationen auf den Markt bringt! Sie adressieren aufkommende Bedürfnisse wie KI-Sicherheit, Cyberangriff-Resilienz und digitale Zwillinge. Start-ups innovieren auch bei ihren Markteinführungsstrategien. Einige umgehen dabei bewusst den US-Markt, um eine Expansion nach Asien und Europa zu priorisieren.
Strukturwandel als Voraussetzung für weiteres Wachstum
Das Cybersicherheits-Ökosystem wächst zwar weiterhin, benötigt aber strukturelle Anpassungen, um den Anforderungen eines immer anspruchsvolleren Marktes gerecht zu werden. Dies erfordert Maßnahmen auf mehreren Ebenen und von verschiedenen Akteuren:
Setzen Sie voll auf Innovation, denn das ist der wichtigste Wachstumsmotor in einem immer härter umkämpften Markt. Überdenken Sie Ihre Entwicklungsstrategie unter Berücksichtigung des internationalen Kontexts und kommunizieren Sie diese klar, um die richtigen Investoren anzuziehen.
Spezialisieren Sie sich auf Cybersicherheit und entwickeln Sie klare Investmentstrategien. Führen Sie die in den letzten Jahren aufgebauten Finanzierungs- und Fördermaßnahmen fort, um eine zuverlässige Pipeline neuer Unternehmen zu gewährleisten und das Interesse künftiger Kunden und Investoren aufrechtzuerhalten. Treiben Sie außerdem die Konsolidierung vielversprechender europäischer Start-ups gezielt voran.
Betrachten Sie Cybersecurity-Innovationen als Alleinstellungsmerkmal und nutzen Sie sie, um die Unabhängigkeit Ihrer digitalen Systeme zu sichern.
Auswahlkriterien für Start-ups und Scale-ups
- Start-ups und Scale-ups müssen ihren Hauptsitz in Frankreich haben und mindestens 50 % ihres Umsatzes aus dem Verkauf von Sicherheitsprodukten erzielen.
- Start-ups müssen jünger als 7 Jahre sein und weniger als 35 Mitarbeiter beschäftigen.
- Scale-ups müssen mindestens eines der folgenden finanziellen Kriterien erfüllen:
- In den letzten drei Jahren mindestens 10 Millionen Euro in einer einzigen Finanzierungsrunde eingeworben haben, oder
- Einen Jahresumsatz von mindestens 2,5 Millionen Euro erzielen und eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von über 25 % in den letzten drei Geschäftsjahren aufweisen.
- Diese finanzielle Voraussetzung muss mit einer konsolidierten Mitarbeiterzahl von weniger als 250 Beschäftigten einhergehen.
- Ist das Unternehmen mit einem anderen Unternehmen verbunden (Beteiligung über 25 %), erfolgt die Konsolidierung der Mitarbeiterzahl wie folgt:
- Bei einer Beteiligung zwischen 25 % und 50 % werden die Mitarbeiter des Mutterunternehmens anteilig zur Beteiligungshöhe hinzugerechnet.
- Bei einer Beteiligung über 50 % wird die gesamte Mitarbeiterzahl des Mutterunternehmens hinzugerechnet.
Die Daten sind aktuell zum Stand vom 28. Mai 2025.
Diese Studie stützt sich außerdem auf qualitative Interviews mit der großen Mehrheit (70 %) der in diesem Radar vorgestellten Unternehmen sowie mit wichtigen Akteuren aus dem Innovationsbereich.