Insight

Nachhaltige und digitale Transformation: eine unvermeidbare Konvergenz im Zeitalter der KI ?

Veröffentlicht am 2. Juli 2025

  • Sustainability

Der rasante Aufstieg der künstlichen Intelligenz führt zunehmend dazu, dass sich Initiativen zur CSR und zur digitalen Transformation annähern. Dieser Artikel greift zentrale Erkenntnisse aus einem Roundtable auf, den Wavestone in Partnerschaft mit Les Echos – einer führenden Wirtschaftszeitung in Frankreich – veranstaltet hat. Dabei kamen Verantwortliche aus den Bereichen ESG-Abteilungen und IT-Abteilungen zusammen, um über gemeinsame Herausforderungen und mögliche Synergien zu diskutieren.

Key takeaways

  • Gemeinsame Anwendungsfälle zwischen CSR- und IT-Abteilungen nehmen zu und werden zunehmend komplexer.
  • Die KI bietet vielversprechende Perspektiven für die Weiterentwicklung von CSR-Strategien, wirft jedoch auch wachsende Bedenken hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf.
  • Es besteht ein breiter Konsens darüber, dass KI sowohl effizient als auch verantwortungsvoll sein muss – unter Achtung der planetaren Grenzen und der Grundrechte.
  • Die Integration von CSR in alle Geschäftsbereiche sowie eine robuste Daten-Governance ebnen den Weg für neue Formen der Zusammenarbeit.

Digitalieserung und Nachhaltigkeit: Die Anwendungsfälle vervielfachen sich und werden immer komplexer

Die Zusammenarbeit zwischen Nachhaltigkeitsteams und den Digital- & IT-Abteilungen ist in großen Organisationen nicht völlig neu – insbesondere im Hinblick auf die Messung und Steuerung der nichtfinanziellen Leistung. Die Anforderungen entwickeln sich jedoch weiter und reichen mittlerweile weit über die Nachhaltigkeitsfunktion und ihr Mandat zur nichtfinanziellen Berichterstattung hinaus. Sie betreffen nun auch den Einkauf, das Risikomanagement, die Lieferkette, das Marketing und weitere Bereiche.

IT-Abteilungen müssen heute sicherstellen, dass Nachhaltigkeitsdaten nahtlos in alle Elemente ihrer Business-Informationssysteme integriert werden. Dieser Trend spiegelt sich im Softwaremarkt wider, der trotz erster Konsolidierungsbewegungen weiterhin stark fragmentiert ist. Keine einzelne SaaS-Lösung kann sämtliche Anforderungen abdecken – was die Bedeutung klarer Fahrpläne für die nächsten drei bis fünf Jahre und gezielter Investitionen unterstreicht.

Einige Beispiele  

Crédit Agricole entwickelt seine Nachhaltigkeitstools bereits seit Jahren – lange vor der Einführung der CSRD –, um den regulatorischen Anforderungen des Bankensektors im Bereich der nichtfinanziellen Berichterstattung gerecht zu werden. Heute zielt die Nachhaltigkeitsstrategie darauf ab, alle Bereiche der Organisation zu erreichen, indem sie mit digitalen Fähigkeiten verknüpft wird, um ESG-Einblicke zu Kunden zu verbessern und passgenauere Produkte anzubieten.

Weltweit erfassen derzeit nur rund 10 % der Unternehmen ihre Emissionen umfassend. Angesichts der Komplexität der zu verarbeitenden Daten ist digitale Technologie unverzichtbar geworden, um den CO₂-Fußabdruck präzise zu berechnen und Dekarbonisierungspfade effektiv zu steuern.

Charlotte Degot, Founder and CEO of CO2 AI

Nachhaltigkeit muss von Anfang an in alle Geschäftsbereiche und Funktionen der Gruppe integriert und mit digitalen Tools verknüpft werden – insbesondere, um das ESG-Verständnis unserer Kunden zu vertiefen.

Christophe Jacolin, Head of ESG Strategy, Crédit Agricole

Die CSRD beschleunigt die Konvergenz von Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

Claire Baritaud, Director of Policy, Expertise and Planning, Societal Engagement Department, La Poste

KI bietet vielversprechende Perspektiven, wirft jedoch zunehmend ESG-bezogene Bedenken auf.

Die Einführung von ChatGPT Ende 2022 markierte einen Wendepunkt im Aufstieg generativer KI, die inzwischen in nahezu allen Geschäftsbereichen eingesetzt wird. Die Nachhaltigkeitsteams, die bereits daran arbeiten, Datenkompetenzen aufzubauen, um regulatorische Anforderungen zu erfüllen und freiwillige Verpflichtungen umzusetzen, bewerten nun die Chancen und Risiken, die mit diesen Technologien einhergehen.

Im Zentrum der Diskussion steht die Frage: Wie können Unternehmen das Wachstum generativer KI mit ihren Nachhaltigkeitszielen in Einklang bringen? Während KI erhebliche ESG-Fragen aufwirft – insbesondere im Hinblick auf den Energie- und Ressourcenbedarf ihrer Infrastruktur sowie die damit verbundenen ethischen Implikationen – zeigen bestimmte Anwendungsfälle ein echtes Potenzial, nichtfinanzielle Mehrwerte für Unternehmen zu schaffen.

Einige Beispiele  

Bei der La Poste Gruppe sind KI und Daten starke Wachstumstreiber. Docaposte, die Tochtergesellschaft für digitale Vertrauensdienste, unterstützt mit Dalvia Santé medizinisches Fachpersonal bei der Betreuung und Versorgung von Patienten. Gleichzeitig entwickelt Geopost, der Geschäftsbereich für Expresspaketlieferungen, autonome elektrische Zustellroboterlösungen.

Dank prädiktiver Modellierung trägt die KI zur Optimierung des Austauschs zentraler Komponenten in Kernkraftwerken bei, verlängert deren Lebensdauer und reduziert ihren CO₂-Fußabdruck.

Richard Bury, Head of Responsible Digital Program, EDF – President, Institut du Numérique Responsable (INR)

KI wirft grundlegende Fragen zu den ESG-Auswirkungen auf, auch wenn sich das Gesamtbild allmählich herauskristallisiert.

Christophe Jacolin, Head of ESG Strategy, Crédit Agricole

Erweiterte Logistik hilft, Leerfahrten zu reduzieren und verbindet ökologische Wirkung mit wirtschaftlicher Effizienz.

Claire Baritaud, Director of Policy, Expertise and Planning, Societal Engagement Department, La Poste

Konsens über eine verantwortungsvolle und ressourcenschonende KI

Trotz der anhaltenden Intransparenz seitens der Hardwarehersteller und Softwareanbieter hinsichtlich der tatsächlichen Umweltauswirkungen generativer KI bemühen sich Organisationen, Umwelt-, Sozial- und gesellschaftliche Aspekte in die Entwicklung und den Einsatz von künstlicher Intelligenz einzubeziehen. Dieses Engagement für ein verantwortungsvolles Impact-Management zeigt sich in zahlreichen Initiativen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – mit dem klaren Ziel, KI effizienter und verantwortungsvoller zu gestalten, wobei ethischen und inklusiven Praktiken besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird.

 

 

Einige Beispiele  

Trotz der anhaltenden Intransparenz seitens der Hardwarehersteller und Softwareanbieter hinsichtlich der tatsächlichen Umweltauswirkungen generativer KI bemühen sich Organisationen, Umwelt-, Sozial- und gesellschaftliche Aspekte in die Entwicklung und den Einsatz von künstlicher Intelligenz einzubeziehen. Dieses Engagement für ein verantwortungsvolles Impact-Management zeigt sich in zahlreichen Initiativen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – mit dem klaren Ziel, KI effizienter und verantwortungsvoller zu gestalten, wobei ethischen und inklusiven Praktiken besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Eine wirksame und sinnvolle KI-Strategie muss ressourcenschonend sein – nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen. Zu den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zählt auch die Souveränität, die heute als integraler Bestandteil der ESG-Themen betrachtet werden muss. In diesem Zusammenhang stellt KI eine echte Herausforderung dar.

Christophe Jacolin, Head of ESG Strategy, Crédit Agricole

Auch wenn unser eigener CO₂-Fußabdruck im Vergleich zu dem unserer Kunden gering bleibt, setzen wir auf Frugalität: KI wird gezielt und mit Bedacht eingesetzt, mit dem Fokus auf präzise und wertschöpfende Ergebnisse.

Charlotte Degot, Fondatrice et CEO de CO2 AI

Neue Formen der Zusammenarbeit

Die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem verantwortungsvollen Einsatz von KI und einer robusten ESG-Daten-Governance rücken die DSI in den Mittelpunkt der nachhaltigen Transformation. Über die Leitung verantwortungsvoller Digitalinitiativen hinaus wird von CIOs heute erwartet, dass sie IT-Masterpläne mitgestalten, die eine ganzheitliche Sicht auf ESG-Prioritäten über alle Geschäftsbereiche hinweg widerspiegeln. Dieser Wandel ebnet den Weg für neue Formen der Zusammenarbeit und Organisationsmodelle.

Einige Beispiele  

Bei Crédit Agricole wurde eine neue Transformationseinheit geschaffen, die Nachhaltigkeit, Digitalisierung und HR zusammenführt. Dieser bereichsübergreifende Ansatz ermöglicht eine engere Zusammenarbeit zwischen ESG- und Digitalteams.

Digitalisierung und ESG sind beide starke Treiber der Geschäftstransformation. Ihre Abstimmung und gemeinsame Umsetzung sind entscheidende Hebel, um echten Mehrwert für Kunden und Teams zu schaffen.

Christophe Jacolin, Head of ESG Strategy, Crédit Agricole

Es ist entscheidend, nicht isoliert zu arbeiten. Der Beitritt zu Communities wie dem INR ermöglicht es uns, durch den Austausch von Rückmeldungen und Best Practices schneller zu lernen. Beim INR entwickeln wir gemeinsam praxisnahe Tools, Rahmenwerke, Schulungsprogramme und Zertifizierungen – all das hilft Organisationen dabei, ihre Wirkung zu steigern.

Richard Bury, Head of the Responsible Digital Program, EDF – President, Institut du Numérique Responsable (INR)

Wavestone bedankt sich herzlich bei den CSR- und IT-Verantwortlichen, die ihre Erfahrungen und Überzeugungen geteilt haben

  • Claire Baritaud, Director of Policy, Expertise and Planning, Societal Engagement Department, La Poste
  • Richard Bury, Head of the Responsible Digital Program, EDF – President, Institut du Numérique Responsable (INR)
  • Charlotte Degot, Founder & CEO, CO2.AI
  • Christophe Jacolin, Head of ESG Strategy, Crédit Agricole

 

*RAG (Retrieval-augmented generation) ermöglicht es, LLM-Daten mit unternehmensspezifischen Informationen anzureichern (die benötigte Datenmenge bleibt gering, und diese Praxis vermeidet die Kosten und Verzögerungen, die mit Fine-Tuning oder Pre-Training verbunden sind). Weitere Informationen hier : https://www.databricks.com/fr/glossary/retrieval-augmented-generation-rag

Autoren

  • Benoit Durand

    Senior Manager – Frankreich, Nantes

    Wavestone

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  • Jean-Baptiste Blondel

    Associate Partner – Frankreich, Paris

    Wavestone

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