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ESG-Risiken meistern: So können Banken die neuen EBA-Leitlinien für ihren langfristigen Erfolg nutzen

Veröffentlicht am 18. Dezember 2025

  • Banken
  • Sustainability

Key takeaways

  • Die neuen EBA-Leitlinien verankern ESG-Faktoren als Treiber traditioneller Risiken und integrieren sie in Kernprozesse wie Risikoinventar, ICAAP und SREP.
  • Bilden einen verbindlichen Regulierungsrahmen und einen strategischen Orientierungsrahmen.
  • ESG-Risiken müssen in allen Geschäftsbereichen verankert werden.
  • Entscheidend sind belastbare Daten, realistische Transformationspfade und eine abteilungsübergreifende Zusammenarbeit.

Warum ESG-Risiken jetzt Priorität haben

Klimawandel, Umweltzerstörung und soziale Ungleichheit entwickeln sich zunehmend zu relevanten finanziellen Risiken. Entsprechend rücken Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken ins Zentrum der strategischen Planung von Banken.

Die ESG-Leitlinien der EBA gehen über öffentlichen Druck oder symbolische „grüne“ Bemühungen hinaus, sie befassen sich proaktiv mit den wachsenden systemischen Finanzrisiken.

 

 

Was die EBA-Leitlinien für Banken bedeuten

Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) stärkt mit den neuen Leitlinien die Fähigkeit von Instituten, ESG-Faktoren angemessen zu steuern. Diese werden nun ausdrücklich als Treiber traditioneller Risiken behandelt und in Kernprozesse wie Risikoanalyse, ICAAP und SREP integriert.

So können Banken künftig besser beurteilen, wie physische Risiken ihre Kreditportfolios und Liquidität beeinflussen oder wie Übergangsrisiken die Bonität von Kreditnehmern und das Gesamtrisikoprofil verändern.

Alle CRR-Institute müssen die Vorgaben bis zum 11. Januar 2026 umsetzen.
Der Grundsatz der Proportionalität gilt weiterhin:
Große Institute unterliegen umfangreicheren Anforderungen, während kleinere und nicht komplexe Institute (SNCI) vereinfachte Vorgaben anwenden können.

Die Leitlinien gelten in allen EU-Mitgliedstaaten. In Deutschland läuft die nationale Umsetzung bereits, abgestuft nach Größe und Komplexität der Institute.

Zudem definieren die Leitlinien, wie ESG-Risiken konsistent in den SREP-Prozess einzubinden sind, um Transparenz, Vergleichbarkeit und eine systematische Risikobewertung zu fördern.

 

ESG-Risiken als strategischer Treiber des Risikomanagements

Die EBA-Leitlinien gehen in Umfang und Präzision deutlich über bisherige ESG-Regulierungen hinaus.
Während der EZB-Leitfaden zum Klimarisiko und die CSRD wichtige Grundlagen geschaffen haben, fordert die EBA nun eine umfassende Weiterentwicklung des Risikomanagements.

ESG-Faktoren beeinflussen Kredit-, Markt- und operationelle Risiken und müssen daher in Szenarioanalysen und Stresstests berücksichtigt werden.

Ein zentrales Element ist die Materialitätsanalyse, die in das Risikoinventar einzubetten und mit CSRD-Berichterstattung sowie ICAAP abzustimmen ist. Banken können somit ihre doppelte Wesentlichkeitsanalyse aus der CSRD nutzen, um das Risikoinventar konsistent zu ergänzen und Offenlegung, ICAAP und Aufsichtserwartungen aufeinander abzustimmen.

Für eine belastbare Datengrundlage sind widerstandsfähige Informationssysteme erforderlich. Ebenso wichtig sind Transformationspläne, die die Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells stärken und den Übergang zu einer CO₂-armen Wirtschaft unterstützen.

 

Wie sich ESG-Risiken systematisch integrieren lassen:

Die Umsetzung der EBA-Vorgaben erfordert ein koordiniertes Vorgehen über Führung, Risiko, Kredit, Compliance und Nachhaltigkeit hinweg.

  • Methoden weiterentwickeln
    Eigene Ansätze zur Quantifizierung von Klima- und Naturrisiken entwickeln, denn jenseits physischer Risiken gibt es nur wenige Branchenstandards.
  • Datenmanagement stärken
    In IT-Infrastruktur und Datenprozesse investieren, um robuste ESG-Informationssysteme aufzubauen. Diese bilden das Rückgrat wirksamer ESG-Governance.
  • Abteilungsübergreifende Verankerung
    Risiko, Kredit, Finanzen, Compliance, IT und Nachhaltigkeit auf gemeinsame Prioritäten ausrichten, nur so gelingt ein ganzheitlicher ESG-Ansatz.
  • Transformationspläne und Szenarioanalysen schärfen
    Transformationspläne nutzen, um die Anfälligkeit gegenüber Klima- und Umweltrisiken zu bewerten, und regelmäßig auf Umsetzbarkeit und regulatorische Anforderungen prüfen.
  • Geschäftsmodelle weiterentwickeln
    Strategien anpassen, Meilensteine definieren und Prozesse so gestalten, dass ESG-Risiken wirksam gesteuert werden.
  • Regulatorische Flexibilität bewahren
    Da ESG-Regulierung im Wandel ist, müssen Prozesse anpassungsfähig bleiben.
  • Kompetenzen aufbauen
    Teams gezielt schulen und befähigen, um die Anforderungen praxisnah umzusetzen.

 

Nächste Schritte

Die EBA-Leitlinien zu ESG-Risiken stehen für einen strukturellen Weiterentwicklungsbedarf im Risikomanagement. Für die Umsetzung sind belastbare Datenhaushalte, methodische Klarheit und eine enge Abstimmung zwischen Risiko, Finanzen und Nachhaltigkeit erforderlich.

Institute, die ESG-Faktoren konsistent in ICAAP, SREP und das Risikoinventar einbetten, schaffen die Grundlage für das stärken ihre Marktposition und erfüllen wachsende aufsichtsrechtliche Erwartungen.

 

Autorinnen

  • Eva Jungkind

    Senior Manager – Deutschland, Stuttgart

    Wavestone

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  • Laura Fraissl

    Consultant – Deutschland, München

    Wavestone

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