SEM-BNV: Smarte Ersatz-Mobilität beim Regionalverkehr Oberbayern
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Stellen Sie sich vor: Ihr Zug kann nicht weiterfahren, eine unerwartete Sperrung. Die Ungewissheit steigt, der Frust wächst. Doch was wäre, wenn es eine unsichtbare Schaltzentrale gäbe, die im Hintergrund blitzschnell reagiert und eine zügige Weiterreise organisiert? Beim Regionalverkehr Oberbayern (RVO) ist diese Vision Realität geworden – dank „SEM“. Tauchen Sie ein in die Welt der smarten Ersatzmobilität.
Ans Ziel kommen – auch wenn es auf der Schiene mal nicht rollt
Eine unerwartete, kurzfristige Streckensperrung – der Zug hält, plötzlich geht nichts mehr. Unsicherheit bei den Fahrgästen: Wie und wann geht es weiter? Ein Szenario, gegen das die üblichen Verspätungen auf einmal harmlos wirken, das aber leider immer wieder vorkommt.
Damit der Frust der Fahrgäste nicht noch weiterwächst und öffentliche Verkehrsmittel als verlässliche Alternative zum Individualverkehr wahrgenommen werden, ist eine schnelle und professionelle Lösung, die Fahrgäste an ihr Ziel bringt, essenziell. Fahrgäste müssen darauf vertrauen können, dass sie trotz unerwarteter Unterbrechungen während ihrer Reise zuverlässig an ihr Ziel gebracht werden.
Wenn eine Strecke gestört ist und Züge nicht mehr fahren können, dann kommt der Busnotverkehr (BNV) zum Einsatz – ein kurzfristig organisierter Ersatzverkehr mit Bussen, der die Fortsetzung der geplanten und oft bereits begonnen Fahrt zeitnah ermöglicht. Der Einsatz eines BNV kommt nicht nur für Fahrgäste, sondern auch für alle betroffenen Verkehrsunternehmen überraschend. Jetzt kommt es darauf an, dass Eisenbahnverkehrsunternehmen, Busunternehmen und ihre Subunternehmer nahtlos zusammenarbeiten, damit niemand „auf der Strecke bleibt“.
Die Herausforderung dabei: innerhalb kürzester Zeit ausreichend Ersatzfahrzeuge organisieren, Fahrgäste informieren, und Fahrpläne anpassen.
Dank der SEM-App können wir unsere Subunternehmer deutlich einfacher mit Informationen zu den benötigten Fahrten versorgen und haben auch für diese immer den Überblick, welches Fahrzeug sich gerade wo befindet.
Unsere Lösung für diese Herausforderung: SEM – Smarte Ersatz-Mobilität
Um diese Herausforderung zu meistern hat Wavestone gemeinsam mit dem Regionalverkehr Oberbayern (RVO, einem Unternehmen der DB-Regio Bus) eine Lösung für „Smarte Ersatz-Mobilität“ (SEM) entwickelt und eingeführt. SEM vernetzt alle beteiligten Akteure und sorgt dafür, dass Ersatzverkehre schnell koordiniert und bedarfsgerecht bereitgestellt werden.
Ein Blick in den Prozessablauf: Tritt ein Störfall ein, geben Mitarbeitende in der Disposition des Eisenbahnverkehrsunternehmens (EVU) den gestörten Streckenabschnitt und den voraussichtlichen Zeitraum des Störfalls ein. Dabei werden die betroffenen Züge anhand des aktuellen Fahrplans ermittelt und automatisch mit einer Abschätzung der benötigten Fahrgastkapazität hinterlegt. Diese können bei Bedarf korrigiert werden. Dann wird die Bestellung an den RVO weitergeleitet.
In der Bus-Disposition müssen nun die benötigten Fahrzeugkapazitäten möglichst schnell organisiert werden. Dank der vorab hinterlegten freien Kapazitäten ihrer Subunternehmen entfällt eine zeitaufwendige Kommunikation. Das System ermittelt automatisch verfügbare Fahrzeuge anhand von Standort und Zeitraum, inklusive Anfahrtszeiten. Freie und passende Fahrzeuge der Subunternehmen können sofort bestellt werden. Diese wiederum bestätigen den eingegangenen Auftrag.
Die bereits bestellten Fahrten werden mit dem Bedarf aus den einzelnen zu ersetzenden Zügen abgeglichen. Dadurch erhält die Bus-Disposition stets eine Prognose, wie gut die benötigten Fahrgast-Kapazitäten bereits abgedeckt werden und für welche Zeiträume noch Kapazitäten fehlen.
Da nicht immer ausreichend vorgemeldete Fahrzeuge vorab gemeldet sind, können auch flexibel neue Fahrzeuge und Taxis dazugebucht werden.
SEM-BNV: Smarte Ersatz-Mobilität beim Regionalverkehr Oberbayern
Ein weiterer wichtiger Faktor, der für einen reibungslosen Ablauf nicht fehlen darf: Die Kommunikation. Busfahrer:innen erhalten alle Informationen zu den beauftragten Fahrten über eine App. Damit können Subunternehmen unabhängig von einer bestimmten Ausstattung mit Hard- oder Software zur Koordination der Fahrzeuge (z.B. RBL-System) integriert werden. Über die App erfolgt auch die Navigation sowie die Erfassung der aktuellen Fahrzeugposition und damit die Bestimmung von Ist-Zeiten. Diese werden wiederum für die Live-Beauskunftung der Fahrten genutzt. Reisende erhalten somit Informationen zu den Ersatzfahrten über die üblichen Fahrplanauskunfts-Medien, wie z.B. den DB-Navigator.
Am Ende werden nach dem Abschluss des Störfalls werden die Fahrtdaten für Abrechnungszwecke bereitgestellt.
Innerhalb von 4 Monaten nach Entwicklungsstart konnte die SEM-Plattform für das Netz der Münchner S-Bahn in den Pilotbetrieb genommen und nachfolgend kontinuierlich weiterentwickelt werden. Sie kann inzwischen neben dem Busnotverkehr auch im Bereich Schienenersatzverkehr und für die Überwachung verschiedener Sonderverkehre eingesetzt werden. Die Menge der über SEM abgewickelten Verkehre hat sich bis 2024 auf jährlich 60.000 durchgeführte Fahrten entwickelt und steigt weiter.
Unser Fazit aus Smarte Ersatz-Mobilität beim Regionalverkehr Oberbayern
Die Erfolgsgeschichte von SEM beim Regionalverkehr Oberbayern demonstriert eindrücklich, wie durch innovative Technologien und wiederholte Anpassungen an die Kundenbedürfnisse in Zusammenarbeit mit Experten wie Wavestone auch komplexe Herausforderungen im öffentlichen Nahverkehr gemeistert werden können. SEM ist mehr als nur eine Lösung für den Störungsfall; es ist ein Beispiel für zukunftsorientierte Mobilitätssicherung, die das Vertrauen der Fahrgäste in den ÖPNV stärkt und dessen Attraktivität nachhaltig steigert.

Die 4 Phasen: Vorbereitung, IT-Tests, Echtzeit-Tests (or RT-Tests), Abschluss